Seit knapp zwei Jahren bin ich als „David der Doktorand“ im Internet unterwegs. In diesem Beitrag will ich euch einen kleinen Blick hinter die Kulissen gewähren und meine Beweggründe darstellen, die mich hierher gebracht haben.
Ausgangspunkt
Die ersten Ideen, den kompletten Prozess der Entstehung meiner Dissertation ins Netz zu stellen, gingen in die Richtung, durch den direkten Austausch mit den anderen Nutzern sowohl Feedback als auch Inspiration für meine Recherchen einzuholen. In meinem direkten Umfeld gab es damals leider keine anderen Doktoranden oder aktiv Forschende, die sich mit einem ähnlichen Thema befasst haben. Damals war klar, dass mein Forschungsthema etwas mit „videobasiertem Lernen” zu tun haben sollte, da lag es nahe, das Medium Video in irgendeiner Weise aktiv mit einzubeziehen. Also fing ich an, meine Arbeit in Videos zu dokumentieren.
Nach und nach habe ich gemerkt, dass die Wissenschaftskommunikation (#wisskomm) eine immer größer werdende Aufmerksamkeit erfährt und ich mittendrin stecke. Das hat sicherlich damit zu tun, dass unser Nachbarinstitut am KIT eine Abteilung für eben dieses Feld hat und das NaWik, das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation ebenfalls hier in Karlsruhe angesiedelt ist.
Am 5. April 2019 findet am NaWik ein Symposium statt und in einem kleinen Sammelband stellen sich Wissenschaftler kurz vor, die Wissenschaftskommunikation betreiben. So sollen unterschiedliche Formate, Motivationen und Kanäle sichtbar werden. Hier könnt ihr meinen kurzen Beitrag für diesen Sammelband online lesen:
//edit: Hier stand mein ursprüngliches Proposal für das NaWik-Symposium. Eigentlich wollte ich den kompletten Beitrag, wie er im Sammelband abgedruckt ist posten. Das habe ich jetzt nachgeholt. Hier also der fertige Beitrag:
David der Doktorand
Ein Doktorand twittert und podcastet über den gesamten Prozess seiner Dissertation hinweg – weil ihm der Blick hinter die Kulissenwichtig ist.
Ich kommentiere und dokumentiere meinen Doktoranden-Alltag während der Entstehung meiner Dissertation im Bereich der Medienpädagogik und Hochschuldidaktik auf meinem Blog – davidlohner.de – bzw. auf meinem YouTube-Kanalals „David der Doktorand“. Das Ganze begleite ich aktiv über meinen Twitter-Account @davidlohner, um direkt auf Reaktionen antworten zu können und mich über Aktuelles aus meinem Forschungsbereich auf dem Laufenden zu halten.
Warum mache ich das? Nun, die Geistes- und Sozialwissenschaften sollten meiner Meinung nach in der Wissenschaftskommunikation nicht zu kurz kommen. Klar ist es wichtig, über Gravitationswellen und Gen-Scheren zu sprechen – aber auch aktuelle Forschung über die Themen, mit der die breite Öffentlichkeit tagtäglich zu tun hat, müssen kommuniziert werden – in meinem Fall die Digitalisierung der Bildung. Gerade in den Geisteswissenschaften, wo es oft kein klassisches Labor und wenige greifbare Feldexperimente gibt, ist es schwer, ein allgemein verständliches Bild von dieser Arbeit zu zeichnen. Dazu will ich mit meinem Blog beitragen und beleuchte die Themen, die mich jeweils aktuell beschäftigen.
Ich will mit meinem Blog zeigen, dass Forschung ein langwieriger Prozess ist, viele Seiten hat und selten geradlinig verläuft. Ich berichte live von Konferenzen, die ich besuche und stelle Paper vor, die ich für meine Recherchen gelesen habe. Dabei richte ich mich nicht nur an die breite Öffentlichkeit und meine eigene Fachcommunity, sondern insbesondere an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und solche, die es werden wollen. Denn als Studierender bekommt man vom „normalen“ Arbeitsalltag der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die einem an der Uni begegnen sonst nicht besonders viel mit.
Meine Themen sind nicht immer forschungsbezogen, sondern haben auch mit Projekten, Arbeitsweisen, Workflows und anderen Dingen zu tun, um die man sich während der Arbeit an einer Promotion zusätzlich kümmern muss. Dazu gehört zum Beispiel das Management von Literaturquellen und wie man daraus zitiert; angrenzende Forschungsgebiete – oder eben auch ,ob und wie man Wissenschaftskommunikation betreibt. Das sind Dinge, die wichtig sind, die aber während des Promotionsprozesses nirgendwo explizit thematisiert werden. Auf meinem YouTube-Kanal spreche ich darüber, wie ich damit umgehe und hoffe, damit anderen eine Inspiration zu sein und mich mit ihnen darüber auszutauschen. Insgesamt kostet die Arbeit am Blog viel Zeit, was nicht zuletzt daran liegt, dass ich alles, um authentisch zu bleiben, ganz allein mache. Aber die Anstrengungen zahlen sich aus: Einerseits verpflichtet der Blog und übt Druck auf mich selbst aus – wenn ich etwas ankündige, sollte ich in einem künftigen Beitrag auch über den Ausgang des Vorhabens berichten können und bekomme über die Sozialen Netzwerke regelmäßig Feedback zu meiner Arbeit. So kann ich einerseits zur Sichtbarkeit meines Forschungsfeldes und Dissertationsthemas beitragen und gleichzeitig über Twitter ein Netzwerk aufbauen, auf das ich während meines weiteren Werdegangs in der Wissenschaft bauen kann.