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Machst du noch Videos oder schreibst du schon?

oder: Warum seit April 2019 keine Folge „David der Doktorand“ erschienen ist.

Ja, das hier wird ein Jahresrückblick. Ich will aber nicht einfach nur den Kalender durchgehen und berichten, was bei mir 2019 alles gelaufen oder auch nicht gelaufen ist, sondern will mich auf vier Bereiche konzentrieren, die mich in diesem Jahr auf die ein oder andere Weise in besonderem Maße bewegt haben:

Dabei erfahrt ihr auch den Grund, weshalb die Beiträge (wie dieser hier) auf meinem Blog in letzter Zeit eher text- als videolastig waren.

Forschung & Promotion

Der Hauptgrund für diesen Blog: mein Promotionsvorhaben. Frühjahr schien alles sehr fluffig zu laufen: gute Vorsätze fürs neue Jahr, genug Zeit im Kalender um Paper zu lesen und sich Gedanken über die Strukturierung meines Theorieteils zu machen. Doch wie sagt man so schön? Erstens kommt es anders als man zweitens denkt…

Ich will mich hier gar nicht rausreden, warum ich mit meinem Promotionsvorhaben noch nicht wirklich viel weiter gekommen bin. Es gab einfach mehrere ungünstige Konstellationen von Projekten mit Deadlines, Lehrveranstaltungen, Konferenzen und gefühlt tausend anderen Dingen. Das kennt wahrscheinlich so ziemlich jeder, der in einer Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter unterwegs ist und in einem Promotionsvorhaben steckt. Ich sollte dringend mal noch ein Projektmanagement-Seminar besuchen…

Allerdings konnte ich inzwischen doch eine erste Intervention meines Konzepts in den Onlinekurs, den ich mir als Exempel für meine Dissertation herausgesucht habe implementieren. Ihr findet einen Hinweis darauf im Vortrag über Lernvideos, den ich an der HTWG Konstanz gehalten habe (ab Minute 28:23). Leider musste ich feststellen, dass die Evaluation dieser Intervention durch die Studierenden sehr schleppend bis gar nicht vorangeht, sodass ich mir derzeit ernsthaft Gedanken um mein Forschungsdesign mache. Möglicherweise muss ich mit meinem Doktorvater (in spe) übereinkommen, dass ich eine andere Forschungsfrage verfolge. Das würde beim derzeitigen Stand meiner Überlegungen eine Kehrtwende um 100 bis 120 Grad bedeuten – nicht sehr angenehm; aber immer noch im Bereich Lernvideos. Einen kleinen Teaser auf meine Ideen findet ihr in dieser Twitter-Unterhaltung:

More to come in 2020…

David der Dozent

In meiner Rolle als Dozent am KIT war 2019 ein durchaus erfolgreiches Jahr, wenngleich auch recht anstrengend. Ich habe das ganze Jahr über immer wieder Fortbildungen besucht, die ich im Rahmen des Programms für das Hochschuldidaktik-Zertifikat Baden Württemberg belege. Aus diesen Kursen konnte ich einige Anregungen in meine Praxis übertragen: so habe ich inzwischen einen (meiner Meinung nach) gut strukturierten Ablaufplan für die Betreuung von Bachelor- bzw. Masterarbeiten und ein zugehöriges Bewertungsraster. Das ermöglicht mir, den Betreuungsprozess gegenüber den Studierenden transparent zu gestalten, was bisher durchweg für positives Feedback sorgt.

Im Sommersemester konnte ich (fachfremd und als „Gast“) beim Teilinstitut für Wissenschaftskommunikation am KIT eine Übung zum Thema Mobile Videoproduktion erneut halten. Nachdem ich im Vorjahr mit zu wenig Planung etwas auf die Schnauze gefallen bin, zeigte sich im Sommer, dass sich ein guter Plan auszahlt. Es steht leider noch nicht fest, ob und inwiefern diese Kooperation fortgeführt wird. 

Jetzt, im allmählich ausklingenden Wintersemester habe ich mir gleich drei Lehrveranstaltungen aufgehalst:
Empirische Medienforschung (für Pädagogen), die ich von meinem Prof „geerbt“ habe (und in einem Anflug von Idealismus komplett umgekrempelt habe).
Medienkompetenz fürs Lehramt die ich selbst aus der Traufe heben durfte und im neuen Modul für Medienbildung für alle Lehramtsstudierenden des KIT wählbar ist und – mein Highlight – 
L2D2, ein hochschulübergreifendes Lehrexperiment, in dem ich mich mit einigen Kolleg*innen (u.a. von der FAU Erlangen-Nürnberg und der Uni Halle-Wittenberg) und mit den Studierenden über „Lehren und Lernen unter den Bedingungen der Digitalisierung und Digitalität“ befasse. Zur Vorbereitung dieser Lehrveranstaltung habe ich mir Felix Stalders „Kultur der Digitalität“ durchgelesen und kann das Buch jedem, der sich mit aktuellen Bildungs- und Digitalisierungsdiskursen befassen will uneingeschränkt empfehlen. Das Besondere an dem Seminar ist, dass die Studierenden sich hochschulübergreifend über Twitter unter dem Hashtag #L2D2 vernetzen und austauschen.

Zwischenfazit für das Wintersemester 2019: (Gute) Lehre ist anstrengend, will gut vorbereitet sein, macht aber unheimlich viel Laune! Sowohl mir, als auch den Studierenden (soweit ich das beurteilen kann). 

Diverse Projekte

Wenn ich nicht gerade für das Institut für Berufspädagogik lehre, über meine Promotion nachdenke und/oder andere Dinge anstehen, die „David den Doktoranden“ beanspruchen, arbeite ich am Zentrum für Mediales Lernen des KIT im Bereich (Lern-)Medienproduktion. Jedes Jahr drehen wir dort zahlreiche Filme, erstellen Animationen und konzipieren gemeinsam mit Professor*innen und Dozent*innen  Onlinekurse zu verschiedensten Themen.

Visuelle Zusammenfassung des Brückenkurses Geophysik
Klick auf das Bild: Visuelle Zusammenfassung des Brückenkurses Geophysik

2019 haben wir den Brückenkurs Geophysik abgeschlossen, in dem für die Studierenden des Masterstudiengangs Geophysik 50 Videos entstanden sind. Ihr erinnert euch: Das ist der Kurs, über den ich promoviere(n will). Die meisten der Videos stehen auf YouTube zur Verfügung, viele der Materialien auch auf dem baden-württembergischen OER-Repositorium ZOERR. Abgerundet wurde das Projekt mit einer interaktiven Infografik, einer „visuellen Zusammenfassung“ des Kursinhalts. Mit dieser Darstellung kann man sich einen schnellen Überblick über einige der im Kurs behandelten Themen verschaffen. Entstanden ist die Grafik mit dem Toolkit von H5P.org, mit dem sich solche Webinhalte sehr leicht erstellen lassen. Mit einem Klick auf das Bild könnt ihr euch die Grafik selbst ansehen.

Am ZML habe ich in diesem Jahr drei der Video-Kurzportraits für die Gewinner der KIT-Fakultätslehrpreise erstellt. Das Format dieser Videos ist besonders spannend, da es gilt, in nur einer Minute Video eine Person vorzustellen und deutlich zu machen, weshalb sie mit diesem Preis geehrt wird. Da die Kolleg*innen des ZML im Vorjahr bereits einiges an Erfahrung sammeln konnten, ging das relativ reibungsfrei über die Bühne und ich hatte viel Spaß dabei, diese Videos in unserem Team umzusetzen, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Dreharbeiten weit außerhalb unserer Studios stattgefunden haben.
Ich war hauptsächlich verantwortlich für die Videos der Fakultäten für Mathematik, Maschinenbau und Elektrotechnik und Informationstechnik. Videos gibt‘s hier: Lehrpreise am KIT.

Außerdem durfte ich zweimal unseren Workshop Eigene Videos in der Lehre anbieten; einmal an der HTWG Konstanz und an der Hochschule Reutlingen. In diesem Workshop vermitteln wir innerhalb eines (zugegeben sehr sportlichen!) Tages Grundlagen und Techniken dafür, wie Lehrende mit wenig aufwand und einem einzigen mobilen Endgerät ein Video für ihre eigene Lehrveranstaltung umsetzen können. Wir beginnen dabei bei der Konzeption eines Videos, geben Tipps und Erfahrungen für das Drehbuchschreiben und zeigen dann, mit welchen Apps auf einem iPad man seine Ideen umsetzen kann.
Ein paar dieser Tipps, die ich auch in der oben genannten Übung bei den Wissenschaftskommunikationsleuten gegeben habe, findet ihr hier.

Netzwerke

Seit ich mich entschlossen habe, als David der Doktorand im Netz mein Unwesen zu treiben, bin ich in verschiedenen Communities aktiv. Von Anfang an begleiten mit Personen aus verschiedenen „Bubbles“, die mir entweder von Anfang an mit Rat und Tat zur Seite standen oder auf die ich immer wieder zurückkomme um Dinge zu diskutieren.

Eine Community ist die der Wissenschaftskommunikation oder kurz (und auf Twitter) #wisskomm; hier am KIT vertreten durch das Teilinstitut WMK (siehe oben) und das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik). Das NaWik veranstaltete im Mai 2019 ein Symposium, bei dem viele Akteure aus ganz Deutschland zusammenkamen um über Wisskomm zu reden.
Diese Veranstaltung hat mich tatsächlich etwas zum Nachdenken gebracht und war letztlich auch der Grund für meine Sendepause. Nicht, weil ich in Frage stelle, was ich hier tue – sondern weil ich unschlüssig war, wie ich es besser tun könnte. Viele meiner Videos verlaufen nach dem Muster „Ich habe dieses und jenes gemacht, als nächstes tue ich das hier“ – interessiert das wirklich jemanden? Also – nur das?

Ich habe eine handvoll Videos, in denen Studien vorstelle (hier und da) oder Tipps zu bestimmten Themen gebe. Diese Art von Inhalten finde ich sehr viel gehaltvoller, weil andere – ihr – damit ernsthaft etwas anfangen könnt. Allerdings musste ich auch feststellen, dass solche Inhalte zu produzieren ungleich viel aufwändiger ist, als „nur“ selbstreflexiv in die Kamera zu sprechen. Nach Langem hin und her bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich trotz des Mehraufwands lieber solche Beiträge teilen will, die auch anderen nützen (können). Das bedeutet, dass einerseits die Frequenz sinkt und andererseits nicht mehr alles in Videoform erscheint. Text ist (bis jetzt) einfach flexibler: schneller durchsuchbar, man kann ihn mit Text-To-Speech vorlesen lassen und ich kann ihn bei Bedarf auch im Nachhinein ohne großen Aufwand anpassen und verändern. Sollte ich meine Beiträge vielleicht einfach nochmal in die Kamera vorlesen?
Da dieses ganze „David der Doktorand-Projekt“ als Begleitung zu meiner Promotion ohnehin ein nice-to-have und on-top Ding ist, weiß ich selbst noch nicht 100%ig, wie es damit in 2020 weitergeht. Fest steht: Aufhören will ich nicht.

Eine andere Bubble, in der ich schon seit 2018 aktiv bin, ist die Hochschuldidaktik-Community und dabei hauptsächlich diejenige der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd), deren Jahrestagung im März 2019 in Leipzig stattfand (siehe hier, hier und hier). Diese Community erlebe ich als sehr offen, herzlich und konstruktiv. Im Sommer war ich auf der zugehörigen Nachwuchstagung, dem Jungen Forum für Medien und Hochschulentwicklung (JFMH) an der PH Weingarten. Auch in diesen Konstellationen sind 2019 viele neue Kontakte geknüpft worden, die ich sehr schätze.

In der Woche dieser Nachwuchskonferenz durfte ich den Twitter-Accout von Real Scientists Deutschland kuratieren und hatte in einer Woche statt meiner damals 400 Follower auf Twitter auf einmal etwa 7000! Über diese Erfahrung habe ich auch ausführlicher geschrieben. Wer sich meine Tweets nochmal anschauen möchte, kann sich diesen Twitter-Moment ansehen.
Inzwischen ist meine Followerzahl weiter gestiegen (nicht zuletzt, weil wir in L2D2 alle unsere Studis sich haben dort registrieren lassen) und ich freue mich über viele interessante Konversationen in diesem Netzwerk. Auch wenn ich einige Leute vorher noch nie gesehen habe, bahnen sich über diesen Kanal Kooperationen an, entstehen dort neue Ideen und man kommt (teils zufällig) an Informationen, die sonst im Verborgenen bleiben, einem aber unglaublich weiterhelfen können. 

2019, 2020 and beyond…

Das zurückliegende Jahr war also sehr abwechslungsreich, vollgepackt mit zahlreichen Momenten, die mich fröhlich, nachdenklich, optimistisch und kritisch gestimmt haben. Alles in allem glaube ich, daran gewachsen zu sein und blicke nun Richtung 2020: Die nächsten Schritte für mein Promotionsvorhaben wollen geplant und umgesetzt werden; ich werde auf verschiedenen Veranstaltungen aktiv sein (LEARNTEC, AdobeConnect DACH-Usergroup, dghd2020) und weiter am KIT in der Lehre unterwegs sein. Und natürlich werdet ihr hier auf diesem Blog den ein oder anderen Artikel lesen können – möglicherweise sogar mit einem Video!

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