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Mein erster „richtiger“ Server

Anfänge

Ich kann mich kaum erinnern, wann oder warum genau ich meine erste Webseite online gestellt habe, es ist schon ewig her. Ursprünglich war sie als Plattform gedacht, um mich als Musiker zu präsentieren und meine kreativen Werke mit der Welt zu teilen. Ich erinnere mich aber noch gut an die ersten Versionen, schon damals war mir eine visuelle Identität wichtig. Das Logo war damals treffender Weise ein stilisiertes Schlagzeug. Wer weiß, vielleicht findet man im Internet Archive noch alte Versionen dieser ersten Versuche, die meine musikalische Reise im Web dokumentieren. Doch das war nur der Anfang meiner digitalen Präsenz. Mit der Zeit hat sich der Fokus meiner Webseite verändert. Sie wurde zu einem digitalen Begleiter meiner wissenschaftlichen Arbeit, einem Ort, an dem ich über meine Forschung und vor allem meine (digitale) Lehre und deren Organisation schreibe und weitere Gedanken teile. Es war eine natürliche Entwicklung, die einfach meine Interessen und Ambitionen widerspiegelt.

Technikgeschichte

In den Anfängen meiner Webseitenerstellung war ich ein großer Fan von „What you see is what you get“-Tools. Meine ersten Entwürfe habe ich mit Apple iWeb erstellt, einem intuitiven und benutzerfreundlichen Tool, das mir die Freiheit gab, meine Webseite nach meinen Vorstellungen zu gestalten. Ich konnte Bilder, Texte und Musik einfügen, ohne mich mit komplizierten Codes auseinandersetzen zu müssen. Später bin ich zu Rapid Weaver gewechselt, einem weiteren großartigen Tool, das mehr Funktionen und Flexibilität bot. In einem Anflug von Ehrgeiz hatte ich sogar einmal versucht, alles selbst mit HTML und CSS zu coden, aber ich muss zugeben, dass dies nicht meine Stärke war. Die Komplexität und Präzision, die ein sauberer Code erfordert, hat meine Fähigkeiten damals (wie heute) maßlos überstiegen. Schließlich bin ich bei WordPress gelandet, einer Plattform, die ich bis heute schätze. Vor allem die Möglichkeit, sie mit abertausenden Plugins zu erweitern, haben sie zu meiner ersten Wahl gemacht. WordPress lässt sich beim Entwickler selbst buchen oder – wie in meinem Fall – als Open-Source-Software selbst hosten.

Hosting

Jahrelang war ich bei Managed-Hosting-Anbietern glücklich. Der Komfort von 1-Click-Installern, mehrere inklusive Domains und E-Mailpostfächer machten solche Managed-Anegbote zu einer attraktiven Lösung. Ich konnte meine Webseite mit wenigen Klicks aktualisieren und erweitern, ohne mich um technische Details kümmern zu müssen. Es war einfach bequem und erlaubte mir, mich auf das zu konzentrieren, was ich erreichen wollte: Inhalte erstellen und teilen. Aber wie es so oft im Leben ist: mit der Zeit steigen die Ansprüche. Ich wollte flexiblere Lösungen, um unterschiedliche Domains zu bedienen – für meine Webseite, meinen Blog, einen Linktree und andere Projekte. Einige meiner Ideen konnte ich bei meinem bisherigen Hoster nicht umsetzen.

Open Source und Selfhosting

Vor einiger Zeit stellte ich auf Mastodon die Frage, wie man ohne nennenswerte Coding-Skills einen Linux-Server betreiben kann. Und ich wurde fündig. Heute hoste ich alles auf einem eigenen virtuellen Server mit Cloudron (referall-Link), einer Art App-Store für Open-Source-Tools. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Server ist mit sehr wenig Know-how zu verwalten, es gibt 1-Click-Installer für WordPress, Nextcloud, Etherpads und zahlreiche andere beliebte (open source) Software.

Dazu habe ich mir einen virtuellen Server gebucht, Domains separat registriert und alles miteinander verschaltet. Ja, das ist nichts, was mal eben jede:r kann – ich habe mich schon etwas einarbeiten und rein-nerden müssen. Dafür habe ich nun einen vServer, auf dem ich meine eigene Webseite (und die meiner Bigband) hoste, meine Nextcloud läuft, mein Twitterarchiv installiert ist. Und ich kann mit weiteren Tools herumspielen, die ich für das ein oder andere Projekt nutzen will.

Oberfläche von Cloudron mit installierten Apps; im Nacht- und Tagmodus.

Server für Bildungszwecke

In anderen Kontexten konnte ich einen solchen Server ebenfalls installieren und einsetzen. Für Projekte im Hochschulkontext lassen sich mit diesem Setup mit relativ wenig Aufwand unterschiedliche (typische) Bedarfe realisieren:

Es gibt ein Moodle, weitere (Projekt-)Webseiten, einen Terminplaner, eigene Etherpads; sogar einen Passwortmanager oder eine eigene Mastodon- und PeerTube-Instanz lässt sich binnen Minuten installieren und in Betrieb nehmen. Über eine sauber strukturierte Nutzerverwaltung lassen sich zahlreiche der installierten Apps mit den zentral eingerichteten Accounts nutzen oder das Nutzerverzeichnis für andere Services anbinden. So können die Nutzer:innen ihren Login für die installierten Apps nutzen. Wer für die Premium-Funktionen bezahlt, bekommt auch einen kompletten Mailserver dazu und kann mehr als nur zwei Apps installieren. Dafür kümmern sich die in Bayern ansässigen Entwickler darum, dass Updates der Apps bereitgestellt werden und reibungsfrei funktionieren.

Aus meiner Erfahrung an/mit didaktischen Einrichtungen von Hochschulen weiß ich, dass es oft an solcher Infrastruktur fehlt. Es gibt Projekte, die von bestimmten IT-Services enorm profitieren könnten, es fehlt aber entweder an Personal und Know-How in der Einrichtung, diese Services bereitzustellen. Oder aber die Wichtigkeit/Dringlichkeit wird im zentralen Rechenzentrum nicht als ich genug eingestuft, dass für ein einzelnes „kleines“ Projekt entsprechende Dienste bereitgestellt werden.

Own your data

Die jüngsten Entwicklungen in den sozialen Medien unterstreichen einmal mehr, wie wichtig es ist, selbst Herr seiner Daten zu sein. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Daten zu einer wertvollen Ressource geworden sind, und es ist meines Erachtens wichtiger denn je, die Kontrolle darüber zu behalten. Ein eigener Server mit eigener Cloud und eigener Webseite scheint hierzu sehr gut geeignet, wenn man „im Internet unterwegs“ sein möchte. Cloudron bietet einen sehr niederschwelligen Einstieg, für den ich sehr dankbar bin. Es kostet etwas mehr als ein Managed Hosting (vor allem, wenn man große Speichermengen wie Fotos oder Videos online vorhalten will) und erfordert auch ein bisschen mehr Know-how, ja. Aber ein Grundverständnis für bestimmte Technologien und Funktionsweisen des Internets halte ich heutzutage für erforderlich. Ich bin froh, für mich eine (bis jetzt) zufriedenstellende Lösung gefunden zu haben.

Cloudron lässt sich sehr unkompliziert testen, ihr könnt dafür einfach die Demo-Instanz des Entwicklers aufrufen und alles einrichten, wie ihr es gerne hättet – gebt dabei nur keine persönlichen (Zugangs-)Daten irgendwo ein.

Ich hoffe, dieser Beitrag gibt euch einen kleinen Einblick in meine Reise zur Selbstverwaltung meiner Online-Präsenz. In den letzten Wochen hat mich dieser Weg viel Zeit gekostet, war aber gepflastert mit zahlreichen Lernmomenten. Daher bin ich froh, dass ich ihn gegangen bin. Und wer weiß, was die Zukunft noch bringt – ich habe noch ein paar Ideen, die ich gerne umsetzen möchte…

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