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Tschüss, Social Media

Good Old Times

In den vergangenen Jahren habe ich ein breites Spektrum an sozialen Netzwerken genutzt. Von den Anfängen mit MySpace, ICQ und StudiVZ über die eingeschlafenen Exoten Google+ und Xing bis zu aktuell beliebten Plattformen wie Reddit und TikTok. Und natürlich habe ich auch beiden Giganten Instagram, Facebook und LinkedIn jeweils einen Account. Aber ein Netzwerk hat mich besonders geprägt: Twitter.

Fly, Birdie, fly

Twitter hat sich als zentraler Baustein für den Ausbau meines beruflichen Netzwerks erwiesen. Ohne diese Plattform hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, die Lehrveranstaltung L2D2 anzubieten, die 2021 für den Landeslehrpreis in BW nominiert wurde. Twitter hat mich auch zum AEDiL-Forschungsprojekt geführt, das mir enorm viel Inspiration zu Thema und Methode für meine Promotion geliefert hat. Durch Twitter habe ich zudem zahlreiche wunderbare Menschen kennengelernt, mit denen ich nun in unterschiedlichen Kontexten zusammenarbeiten darf. Ich führe auf mein Engagement dort sogar meine aktive Rolle in der dghd zurück, wo ich inzwischen im Vorstand bin und die Geschicke der Fachgesellschaft mit lenke.

The Wind of Change

Trotz all dieser positiven Aspekte habe ich in den vergangenen Wochen bemerkt, dass das endlose Scrollen (aka Doomscrolling) durch die sozialen Netzwerke nicht nur viel Zeit in Anspruch nimmt (die ich nicht habe(n sollte)), sondern auch psychisch belastend ist. Die Kommerzialisierung von Twitter ist stark gestiegen und die damit einhergehende Zunahme an Werbung und das Verschwinden relevanter Beiträge in meinen Feeds erschwert den konstruktiven Austausch, den ich einst auf der Plattform fand. Einige Personen, die ich sehr schätze und deren Beiträge ich nur zu gerne lesen würde, haben ihre Aktivitäten eingeschränkt oder aufgrund ihrer Haltung gegenüber dem neuen Twitter-Inhaber und dessen Idealen sogar ganz eingestellt. Auch ich bin mit den Entwicklungen wenig einverstanden und tue das Einzige, was mir als einfacher Nutzer dieser Netzwerke bleibt:

Ich habe die Entscheidung getroffen, meine Aktivitäten auf all diesen kommerziell betriebenen sozialen Netzwerken einzustellen. Die Accounts werden auf Eis gelegt (nicht gelöscht, aber eben nicht mehr bedient. Weder schreibend noch wirklich lesend). Ich möchte den Fokus wieder auf den eigentlichen Kern von Social Media legen – den sozialen Austausch – statt mich weiter zum Spielball algorithmisierter Monetarisierungsmethoden machen zu lassen. Und dabei ganz nebenbei ein wenig Zeit und Fokus für die wirklich wichtigen Dinge zurückgewinnen.

Own your data

Weiter habe ich in den letzten Wochen erkannt, wie wichtig die Kontrolle über meine eigenen Daten ist und entsprechende Schritte eingeleitet. Das hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass meine Gedanken und Beiträge im Netz auf meiner eigenen,soweit mir das technisch möglich ist, oder zumindest einer nicht-kommerziellen und von mir unterstützten Infrastruktur laufen sollten.

Daher werde ich meinen eigenen Blog auf www.davidlohner.de wieder mehr nutzen um längere Beiträge zu teilen und mich für den Diskurs im Fediverse ganz auf Mastodon konzentrieren. Ihr findet mich dort unter @laico1714357747s.gnu1714357747dlib@1714357747renho1714357747ldiva1714357747d1714357747. Dort werde ich meine Gedanken teilen und zum Diskurs einladen, fernab von der zunehmenden Kommerzialisierung der sozialen Netzwerke.

Some last words

Ich wollte das auf jeden Fall kundtun, vielleicht schließen sich ja noch weitere Leute an. Und fallt nicht darauf herein, wenn die großen kommerziellen Player das Fediverse kapern wollen (👀 Looking at you, „Threads, an Instagram app“!). Wer meine Tweets abseits von Werbeanzeigen und rechter Hetze lesen will, findet sie ab sofort unter tweets.davidlohner.de

Und ja, meinen YouTube-Kanal behalte ich. Eine eigene PeerTube kostet dann doch zu viel Aufwand/Speicher im Netz; und auf YouTube versumpfe ich auch nicht im Doomscrolling, sondern nutze es deutlich gezielter.

Im Laufe der Woche werde ich alle entsprechenden Profile so einstellen, dass ihr dort sehen könnt, warum ich nicht mehr reagiere.

  1. Tower 🚲 🇪🇺 Tower 🚲 🇪🇺

    @david @davidlohner Sollte es nicht eher "Tschüss, Twitter" heißen?

  2. Nope, in meinem Fall nicht. Es geht auch um andere Netzwerke (außer Mastodon).

    (außerdem will ich wissen, wie diese Antwort aus dem WordPress-Backend aussieht)

  3. @davidlohner @david schönes Twitter-Archive auf deiner Seite. Die meisten Links in Tweets werden richtig dargestellt, oder? Ein paar bleiben leider „t.co“…Aber scheint eine gute Lösung zu sein. Das werde ich mir auch machen 👍

  4. Lieber David,

    Chapeau! Ein krasser Schritt? Da ist ja einerseits das Managen der vielen Inputs versus der Abhängigkeit von den kommerziellen Algorithmen. Das ist wohl der Deal, den jedeR für sich selber ausmachen muss, was mehr wert erscheint. Mir selber geht eher die Tendenz zur Assimilation an die Aufmerksamkeitsökonomie auf den Zeiger („Wieviel Aufrufe hatte ich heute?“), das ist echt toxisch…

    Du hattest ja auch vor ein paar Tagen de Ansatz gestartet, ein nicht-kommerziellen Netzwerke zu stärken, etwa indem Hochschulen eigene Mastodon-Instanzen aufbauen (https://davidlohner.de/blog/2023/8224/). Dazu noch mal der Nachklapp (…den wir ansatzweise schon in Tübingen gestartet hatten…), in knappen Sätzen:

    Ich sehe nicht, dass sich Hochschulen dazu in so großer Anzahl aufraffen könnten, dass es schnell eine kritische Masse erreichen würden, dass es auch Spaß macht, damit zu arbeiten. Die Idee ist prima, die Hochschulen dazu noch nicht reif.
    Es könnte sicher Keime gelegt werden. Hier und da eine Instanz, Hochschulverbünde (!), offene Hochschulen, Fachgesellschaften (hüstl) oder bestehende Bildungs-NGOs (Wikipedia?) könnten das wohl leisten, aber das kostet eben Zeit und Geld und noch mehr Zeit und dann Strukturen und dann eine Policy und dann eineM RechtsanwältIn wg. dem Datenschutz und dann…. Das ginge zum Start wohl nur mit Drittmittel (die aber natürlich eine nachhaltige Perspektive haben müssten).

    So weit der „Statler and Waldorf“-Part meiner Rückmeldung…

    Meine eigene Lieblingsidee in Sachen Reclaim! ist ja die „Domain of Ones Own“ (DoOO). Siehe https://www.reclaimhosting.com/domain-of-ones-own/ und https://domain-of-ones-own.de/ (gibts das Projekt eigentlich noch?). Ich finde das einen klasse (zustätzlichen) Ansatz, die User*innen zu ermächtigen:

    Die eigene Domain kostet nicht viel und bleibt ein Leben lang erhalten, sie ist unabhängig vom technischen Anbieter.
    Hochschulen und allerlei andere Anbieter könnten – ggf. temporär – Webspace anbieten um die Domain zu nutzen (vgl. E-Portfolio). – Funfact: Das hatten die Hochschulen sogar mal angeboten, jedeR Angehörige konnte einen eigenen Webspace haben. Gab es auch an der UniPotsdam, hat nur keiner genutzt… (https://domain-of-ones-own.de/2021/04/06/domain-of-ones-own-zu-gast-in-frankfurt/)
    Die Domain selber für Blogs oder irgendwas anderes zu nutzen ist möglich (hat jemand RSS gesagt?)
    Alle Aktivitäten in allen anderen Netzwerke können immer wieder auf den eigenen Ort im Netz zurückgeführt werden.

    So weit mal, freue mich, im Gespräch zu bleiben!

    Beste Grüße
    Jörg

  5. Ouh man! Danke für die ausfürliche Antwort. In der Tat gibt es just heute, wo Metas/Instagrams „Threads“ App startet einen weiteren, internationalen/englischsprachigen Aufruf in Richtung Fediverse: https://bildung.social/@davidlohner/110668075649968142

    Und DoOO habe ich auch gerade heute bei uns intern für einige Studiengänge vorgeschlagen, was sehr positiv aufgenommen wurde! Wer weiß, ob da noch was kommt? Ich würde es begrüßen!

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